Witwenstift
Die Stifter Anna Catharina Asmussen und August Friedrich Woldsen
HUSUM. Sie haben hart gearbeitet und nehmen das verbriefte Recht einer jeden Husumer Bürgerin und eines jeden Husumer Bürgers in Anspruch, ihr Vermögen nach dem Tod so anzulegen, wie es ihnen vorteilhaft erscheint. Anna Catharina Asmussen und Vetter Woldsen wissen, daß ihre Hinterlassenschaft an den Staat geht, wenn kein direkter Erbe vorhanden ist. Beide sind unverheiratet und kinderlos. Beide sind Kinder ihrer Familien, ihrer Vaterstadt und ihrer Zeit. Beide sind wirtschaftlich äußerst erfolgreich, von Haus konservativ, christlich und ihrer Zeit weit voraus. Sie investieren in die Zukunft, vergessen aber nicht das Gewesene. Kinder sind Zukunft, Witwen gehören zur Geschichte.
Reeder August Friedrich Woldsen, geboren am 23. März 1792 in Husum, starb unverheiratet als 76-Jähriger am 11. Dezember 1868 in Hamburg, wo er auch bestattet wurde. Neun Jahre vor seinem Tod richtete er in Husum zusammen mit seiner Cousine das Asmussen-Woldsen Vermächtnis ein, das 1873 in Kraft trat. Seine Einlage belief sich auf 32.000 „Thaler Reichsmünze“. August Friedrich Woldsen hat bereits 1866 in der Nordhusumer Straße das Wohnheim für verarmte Witwen gestiftet. Noch zu seinen Lebzeiten, 1864, ernannten die Husumer ihren Woldsen zum Ehrenbürger der Stadt. Der Stammbaum der Familie Woldsen in Husum läßt sich bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgen.
„Ein Witwenstift zum Wohlsein“
Jede Stadt hat ihre beliebten Ausflugsziele. So trifft sich heute ganz Husum zur Krokusblüte im Schlossgarten. Früher einmal, gut zweihundert Jahre vor unserer Zeit, war der Woldsen`sche Garten ein beliebtes Ausflugsziel der Husumerinnen und Husumer. Hinter einem grünen Weißdornzaun, zwischen Ranunkeln und Levkojen, entspannte sich die Prominenz der Stadt. Ein grüner Papagei aus Kuba turnte in den Ästen und soll, erzählt Storm, den flanierenden Zaungästen zugeschrien haben: „Komm röwer!“.
Ursprünglich gehörte im 18. Jahrhundert zu diesem großen, dem alten Woldsen`schen Garten, dem Storm mit der Novelle „Die Söhne des Senators“ ein literarisches Denkmal setzte, ein Teil des Friedhofs sowie ein Landhaus. Hier verbrachte die Familie die Wochenenden im Sommer. Später gab es einen reetgedeckten Anbau an das Landhaus, das heutige Altenstift des Asmussen-Woldsen Vermächtnisses, in dem heute noch alleinstehende ältere Frauen Aufnahme finden.
Das Grundstück an der Nordhusumer Straße hatte August Friedrich Woldsen aus dem Nachlass seiner verstorbenen Schwester erworben. Geschäftsführer Sönke Lorenzen: „Durch Urkunde vom 15. Oktober 1866 vermachte Woldsen das Grundstück der Stadt Husum. So stellte der erfolgreiche Kaufmann die Weichen für eine soziale Stiftung, von der wir heute noch gut haben.“ Dass quasi vom ersten Tag an Bewerbungen eingingen, zeigt die Akzeptanz unter der Bevölkerung.
Bürgervorsteherin Birgitt Encke: „August Friedrich Woldsen war ein Menschenfreund mit Weitblick. Indem er Husumern, Lehrern etwa, die Sorge um die Versorgung ihrer Frauen, die sie überleben sollten, nahm, gab er ihnen Gelegenheit, sich voll und ganz auf ihre Arbeit zum Wohl der Stadt und der Jugend zu konzentrieren. Lange vor Einführung der Rentenversicherung hielt er ihnen finanziell den Rücken frei.“
Nach den Bestimmungen sollten nach seinem Tode in dem Hause mindestens fünf Wohnungen für Witwen von Beamten und Angestellten der Stadt Husum sowie Witwen von Bürgern der Stadt Husum eingerichtet werden. Diese sollten darin fein und unentgeltlich wohnen. Die Verwaltung dieser Stiftung wurde dem Verwaltungskollegium des Asmussen-Woldsen`schen Vermächtnisses übertragen. Das Witwenstift im alten Garten des Senators wird auch weiterhin von der Asmussen-Woldsen-Stiftung voll unterhalten und regelmäßig modernisiert.
Im Augsut-Friedrich-Woldsen-Stift wohnen heute drei ältere Damen. Die ehemalige Hausmeister-Wohnung ist an den ambulanten Hospiz-Dienst Husum und Umgebung e.V. für Verwaltungszwecke vermietet.
Im Erdgeschoss des Stiftes ist seit Ende des Jahres 2005 die Diakonie mit der Tagespflege, bisher in Viöl ansässig, in unseren Räumen tätig. Hierdurch ist der Erdgeschossbereich nicht mehr vierundzwanzig Stunden am Tag besetzt, sondern täglich von 08.00 Uhr bis 17.00 Uhr.
Die Nutzungsdauer mit einer kostenfreien Nutzungsüberlassung für das Erdgeschoss endete am 31. Mai 2012.
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